Der Abstand zum Mond nimmt ca. 3cm pro Jahr zu?
Dieses Phänomen hat unter anderem mit den Gezeiten zu tun...
Nutzung des Internet Explorers 6/7/8/9
Sie nutzen eine alte Version des Internet Explorers, die leider nicht mehr unterstützt wird. Bitte verwenden Sie einen aktuellen Browser. Falls Ihnen die Rechte hierfür fehlen, können Sie Ihren Internet Explorer auch um Google Chrome Frame erweitern. Die Erweiterung ermöglicht Ihnen die Darstellung von Webseiten, die den Internet Explorer nicht mehr unterstützen. Der Download ist hier möglich.
Impressum
KOSMOS Verlag
Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG - Pfizerstraße 5-7
70184 Stuttgart
0711/21 91-0
0711/21 91-422
info@kosmos.de
Es war eine Sternstunde der Menschheit, als Anfang des 19. Jahrhunderts das elektrische Licht die Dunkelheit erhellte. Die unheilvolle Finsternis war gebannt und lichte Momente kontrolliert der Mensch fortan auf Knopfdruck – rund um die Uhr. Der urbane Lichtdom, entstehend aus Straßenbeleuchtung, Sky- Beamern, Leuchtreklame und angestrahlten Gebäuden, wächst seither stetig in den Himmel. Städte schlafen nicht.
Dabei verlieren wir ein Naturschauspiel, das vor wenigen Jahrzehnten auch in den Städten selbstverständlich war. Das Sternenzelt wird mehr und mehr unsichtbar – ähnlich wie eine weiße Schrift vor hellem Grund schlecht lesbar ist, entzieht sich die Schönheit des Universums unseren Augen. Dabei ist nur eine dunkle Nacht eine gesunde Nacht, das natürliche Pendant zum Tag und überlebenswichtig für unser Ökosystem.
Wir möchten die Nacht zurückerobern, aufleben im Schutze der Dunkelheit. Und die Frage aufwerfen: Weißt Du, wieviel Sternlein stehen?
Das in der Zirbeldrüse aus Serotonin produzierte Hormon steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers. Es erfüllt eine bedeutende gesundheitserhaltende Schlüsselfunktion, indem es bei Abnahme des Blauanteils im Licht dem Körper das Kommando für die wichtigen Ruhepausen und erholsamen Schlaf sendet: „Bitte entspannen und müde werden.“ Das wichtige Hormon scheint das Wachstum bestimmter Krebsarten zu unterdrücken.
Licht steuert als Taktgeber unsere innere Uhr. Das dafür verantwortliche Hirnareal, die "Steuerzentrale", liegt direkt hinter der Nasenwurzel. Ein Rezeptor im Auge erkennt speziell bläuliches Licht, das der Lichtfarbe von Tageslicht entspricht, worauf der Körper mit Hormonausschüttungen für einen intakten Stoffwechsel und Regelung der Körpertemperatur reagiert. Mit Abnahme des Tageslichtes wird das Dunkelhormon Melatonin freigesetzt, das uns einen erholsamen und tiefen Schlaf schenken und Träume unter Sternen garantieren möchte. Durch den natürlichen Wechsel von Tag und Nacht wird unsere innere Uhr regelmäßig nachjustiert.
Kaltweißes Licht, das mit zunehmender LED-Technik häufig Verwendung findet, ist dem Tageslicht sehr ähnlich und irritiert unseren inneren Taktgeber, wenn es uns zur falschen Zeit erreicht. Tageslichtähnliche Beleuchtung wird im Arbeitsumfeld zwar als angenehm empfunden – man fühlt sich wach und leistungsstark –, es hat bei abendlichem und nächtlichem Einsatz jedoch eine kontraproduktive Wirkung: Wir leiden unter Einschlafstörungen, der Schlafrhythmus ist gestört, Tiefschlafphasen bleiben aus. Unter Einfluss von zuviel Licht produziert der Körper weniger Melatonin – die körperinterne Kommunikation stockt. Die gesundheitlichen Folgen äußern sich z.B. in einer geringen Stresstoleranz und Burn-Out-Symptomen, mit allen daraus resultierenden Krankheitsbildern.
Straßenlaternen, Flutlicht und Stadionbeleuchtungen fungieren als Rivalen des wegweisenden Mondes: Unzählige Insekten werden von den künstlichen Lichtquellen fehlgeleitet, erschöpfen sich, verbrennen und fehlen somit in der natürlichen Nahrungskette der Tierwelt.
Die Lösung: Intelligentes Lichtmanagement durch den Einsatz dimmbarer Beleuchtungstechnik, die mittels Bewegungsmelder dann Licht spendet, wenn es wirklich gebraucht wird. Am insektenfreundlichsten ist warmweißes LED-Licht (gelblich), am schädlichsten Weißlicht (bläulich).
Licht beeinflusst die Verhaltensmuster fast aller Lebewesen beträchtlich: des Menschen, der Tier- und Pflanzenwelt.
Während der Mensch die Einflüsse noch am ehesten abfedern kann, trifft es nachtaktive Tiere am härtesten: z.B. Fledermäuse, die Jäger der Nacht, sowie viele Insekten, die nachts Pflanzen bestäuben würden. Die Blütendichte nimmt ab.
(K)ein Wässerchen getrübt: Kleine Amphibien, die sich von Algen ernähren, speisen nächtlich – aus Angst vor Räubern. Verlieren sie die Nacht, müssen die Nützlinge Diät halten und unsere Gewässer veralgen.
Aber auch tagaktive Tiere leiden, weil die Regenerationsphasen kürzer und die Lebensbedingungen erschwert werden: z.B. bei der Paarfindung, dem Paarungsverhalten und der Revierbildung.
Zugvögel, denen der Sternenhimmel zur Navigation in ein südliches Winterquartier helfen soll, drehen Kreise im Lichterglanz über gleißend hellen Metropolen. Wanderfische wie Lachs und Aal werden durch das Kunstlicht irritiert und finden ihre Laichplätze zu spät. Frisch geschlüpfte Meeres schildkröten orientieren sich auf ihrem Weg ins Meer naturgemäß am Mondlicht, werden aber durch hell erleuchtete Hotelstrände in den Tod gelockt.
Die Folge: Lichtempfindliche Arten verschwinden und nur die Anpassungsfähigen halten Stand. Kunstlicht zwingt zur evolutionären Anpassung und verändert unmittelbar das Artenspektrum unseres Ökosystems. Na, gute Nacht!