Organische Marsproben verbrannt?
Im Rahmen der Mars Science Laboratory (MSL)-Mission der NASA erfährt unser roter Nachbarplanet Mars seit 2012 eine ganz besondere Behandlung: Der Rover Curiosity wurde auf seiner Oberfläche abgesetzt und erkundet seither die Oberfläche des Planeten. Ausgerüstet mit verschiedenen Instrumenten zur Gesteinsuntersuchung, Atmosphären- und Strahlenmessungen oder Erstellung von Spektren, sammelt der neugierige Rover wichtige Daten, die Aufschluss über die bewegte Vergangenheit des Mars geben.
Wie bewegt die Geschichte des Planeten wirklich ist, zeigte sich in den spektakulären Ergebnissen, die Curiosity schon wenige Wochen nach seiner Landung an die Erde schickte. Seither ist klar, dass es beispielsweise einst Wasseradern und Seen in großer Zahl auf dem Mars gegeben haben musste. Auch der Nachweis von „Bausteinen des Lebens“ in Bohrproben erzählt von den ehemals offenbar gravierend anderen Bedingungen unseres äußeren Nachbars.
Doch diese Erkenntnisse waren zu dem Zeitpunkt ihrer (Wieder-)Entdeckung eigentlich schon bekannt. Denn bereits 42 Jahre zuvor konnte die Viking-Mission ähnliche Hinweise aufspüren. Interessanterweise waren die damaligen Ergebnisse aber nicht eindeutig genug, sodass die Schlüsse, die daraus gezogen wurden, im Laufe der Jahre immer mehr in die Richtung gingen, es handele sich um Fehlmessungen und die Bedingungen auf dem Mars hätten nie Elemente des Lebens zugelassen. Manche gingen sogar davon aus, dass die gemessenen organischen Moleküle schon auf der Erde in die Messstation gelangt sind und auf dem Mars die Messung hervorriefen. Dennoch war den Wissenschaftlern schon damals klar, dass die kohlenstoffhaltigen Verbindungen auch durch Mikrometeoriten und Staubteilchen auf den roten Planeten gelangen können und somit auch tatsächliche organische Mars-Verbindungen zu detektieren sein müssten.
Christopher McKay vom Ames Research Center (NASA) hat sich nun der Aufklärung dieses Falls angenommen und ist der Frage nachgegangen, ob die Viking-Sonden damals möglicherweise doch organisches Marsmaterial gefunden haben. Sein überraschendes Ergebnis: Er kommt zu dem Schluss, dass mindestens eine Viking-Sonde tatsächlich entsprechende Daten vom Mars gesammelt hat.
Der große Haken daran: Die Maschine verbrannte den Fund bei der Datenanalyse wieder.
Wie das passieren konnte, erklärt McKay mit sogenannten Perchloraten, die die Landesonde Phoenix 2008 auf dem Mars entdeckte. Bei uns genutzt in Feuerwerkskörpern, sind die brandbeschleunigenden Perchlorate auf dem Mars normalerweise keiner Hitze ausgesetzt. Die Verbrennungsöfen der Viking-Sonden erhitzten ihre Proben allerdings auf bis zu 500 °C, sodass Perchlorate die organischen Bestandteile der damaligen Proben möglicherweise leicht verbrennen lassen konnten.
Dass diese Theorie stimmen könnte, lassen auch die neusten Messungen von Curiosity vermuten. In diesen wurden Chlorbenzolmoleküle nachgewiesen, die bei der Reaktion von Perchloraten mit Kohlenstoff entstehen. Das Spannende: Dieses Chlorbenzol konnte auch schon die Viking-2-Sonde nachweisen!
Dennoch hegen viele Wissenschaftler Zweifel an der „Theorie der verbrannten Daten“, da die Verunreinigung der Viking-Messöfen mit organischem Material von der Erde bekannt ist. So könnten die Perchlorate vom Mars mit den kohlenstoffhaltigen Molekülen von der Erde reagiert haben, was ebenfalls Chlorbenzol erzeugt hätte.
Gewiss ist allerdings: Der Nachweis von organischen Verbindungen auf dem Mars war und ist eine Sensation und wird noch viele weitere Forschergenerationen anspornen, den roten Planeten genauer zu erforschen.
