New Horizons Jagd auf eine Erdnuss
Es war das Jahr 2006, als, im Rahmen des New Frontiers-Programmes der NASA, die Sonde New Horizons ihre Reise begann. Pluto, das Ziel der Mission, war noch ein "vollwertiger" Planet, über den jedoch aufgrund seiner Entfernung zu uns kaum Details bekannt waren. Ganze neun Jahr später erreichte sie schließlich als erste Raumsonde den inzwischen zum Zwergplaneten degradierten Pluto und lieferte fantastische Einblicke in eine bis dahin fremde Welt.
Das am 25. April 2015 veröffentlichte Farbbild von Pluto und seinem Begleiter Charon übertraf sogar das Auflösungsvermögen des Hubble-Weltraumteleskops – weitere phänomenale Aufnahmen sollten folgen und das Astronomenherz höher schlagen lassen.
Mit Hilfe dieser extrem hoch aufgelösten Fotos (25 m pro Pixel) und der unzähligen Messinstrumente an Bord der Sonde wurden Pluto und Charon anschließend genau kartografiert und analysiert.
Doch schon während ihres Fluges zu Pluto, wurde an die Zukunft der Sonde gedacht. Aus diesem Grund wurden mit Hilfe des Hubble-Teleskops bereits bis Oktober 2014 mögliche Sekundärziele für New Horizons gesucht. Diese nun anstehende Mission zielt auf Kuipergürtelobjekte ab, sodass Hubble sein Auge auf diese ringförmige Region außerhalb der Neptunbahn richtete. Im Rahmen des Citizen-Science-Projekts "Ice Hunters" wurden die Aufnahmen dann von Freiwilligen auf mögliche spannende Objekte hin untersucht.
Das Ergebnis dieser Suche wurde im August 2015 von der NASA bekannt gegeben: Von den drei finalen Objekten wurde (486958) 2014 MU69 als nächstes Ziel von New Horizons festgelegt.
Um die Sonde auf ihren Weg zu bringen, wurden am 22., 25. und 28. Oktober sowie am 4. November 2015 die Triebwerke für eine knappe halbe Stunde gefeuert. So ist der Weg für den geplanten Vorbeiflug am 1. Januar 2019 geebnet.
Neue Beobachtungen von 2014 MU69 zeigen nun, dass das Objekt möglicherweise eine kleine Überraschung parat hält. Bisher ist bekannt, dass 1110113Y (so die Hubble-Bezeichnung) eine Umlaufzeit von 293 Jahren besitzt und einen Durchmesser zwischen 25 und 45 Kilometer aufweist. Mit einer Distanz zur Erde von 6,5 Milliarden Kilometern ist das Objekt ganze 43 Mal so weit entfernt, wie die Erde von der Sonne. Das überraschend neue ist, dass das Kuipergürtelobjekt von einem kleinen Mond begleitet werden soll.

Zu dieser Erkenntnis kamen die Forscher, als sie mit dem Stratosphären-Observatorium für Infrarot-Astronomie (SOFIA) eine Sternbedeckung durch 2014 MU69 verfolgen. Entgegen der Erwartungen konnte die Flugzeugsternwarte SOFIA für den vorausberechneten Zeitpunkt am 10. Juli 2017 keine Bedeckung aufzeichnen. Vielmehr wurde ein sehr kurzer Helligkeitseinbruch registriert.
Da dies bereits die zweite unerwartet fehlgeschlagene Beobachtung einer Sternbedeckung durch 2014 MU69 war, sollte ein dritter Versuch am 17. Juli 2017 endlich Klarheit bringen. Aus diesem Grund wurden zusätzliche Daten des Astrometriesatelliten GAIA genutzt, um die Positionsdaten genau zu bestimmen. Zusätzlich richteten fünf Teleskope in Argentinien ihre Objektive auf 2014 MU69, sodass nun ein vier Sekunden dauernder Helligkeitseinbruch sicher registriert werden konnte. Diese neuen Daten lassen nicht nur die grobe Form des Kuipergürtelobjekts erahnen, sondern zeigen auch: Es könnte ein Doppelobjekt sein, ähnlich dem Kometenkern von 67P/Tschurjumow-Gerasimenko ("Tschuri"), bei dem sich zwei Objekte berühren. Somit wäre 2014 MU69 eine Art "Erdnuss", die, gemeinsam mit ihrem kleinen Mond, ein Massezentrum umläuft.
Ob diese Vorab-Beobachtungen tatsächlich der Realität entsprechen, kann jedoch erst New Horizons ein für alle Mal klären und so müssen wir uns noch ein Jahr gedulden, ehe wir die genaue Antwort kennen.