Risse im marsianischen Schlamm
„Feuchter, breiiger Schmutz; schmierige, aufgeweichte Erde“
So beschreibt der aktuelle Duden die Bedeutung des Wortes „Schlamm“. Auf unserer Erde finden wir ihn überall, wo sich Sedimente mit Wasser vermischen. Trocknet dieser Matsch aufgrund von Flüssigkeitsverlust, verliert er an Volumen und es entstehen typische Muster, die als Trockenrisse bekannt sind.
Nun brachte der Mars-Rover Curiosity Erstaunliches zu Tage: Kamerabilder des Roboters zeigen Strukturen auf dem Mars, die in ihrer Anordnung stark an Trockenrisse erinnern!
Die Bilder (siehe unten) zeigen unter anderem einen Felsen, der von einer netzartigen Struktur im Boden umgeben ist. Forscher des Jet Propulson Laboratory (JPL) der NASA vermuten, dass es sich dabei um über drei Milliarden Jahre alte Linien handelt, die sich durch Austrocknung von einstigen Flüssen und Seen gebildet haben. Sie weisen typische Formen von vier- oder fünfseitigen Polygonen auf und waren einst von Ablagerungen überdeckt. Diese wurden Schritt für Schritt durch Erosion abgetragen, sodass die darunter liegenden Strukturen sichtbar wurden.
Erstaunlich ist, dass die Trockenrisse selbst nicht durch Erosion angegriffen wurden. Dies liegt, so die NASA-Wissenschaftler, daran, dass sich die „mud cracks“ durch zwei verschiedene Vorgänge gebildet haben. So füllten sich einerseits Risse in getrocknetem Schlamm mit Staub und Sand, der mit dem Wind herangetragen und im Laufe der Zeit zu festem Gestein wurde. Andererseits entstanden jedoch auch Risse im Untergrund, da die sich anlagernden Sedimente mit der Zeit einen so großen Druck ausübten, dass es zu Brüchen im Gestein kam. Diese Spalten füllten sich schließlich mit Mineralien, die durch Untergrundwasser herangespült wurden, sodass Adern aus Kalzium-Sulfat entstanden.
Aus der Tatsache, dass Curiosity beide Arten nachweisen konnte, schließen die Wissenschaftler, dass es sich um mehrere Generationen handeln muss: Zuerst kam es zu Trockenrissen im austrocknenden Schlamm, die anschließend durch Sedimente überlagert wurden. Infolge dessen kam es später zum Aufbrechen des Untergrundes.
Anhand dieses Fundes lassen sich nun auch präzisere Hinweise auf die einstigen Bedingungen auf unserem roten Nachbarn finden. Ashwin Vasavada, Mitglied des Curiosity-Teams, erklärt, dass die Risse ein Beweis dafür seien, dass sich ehemalige Seen sich Laufe der Zeit stark veränderten, in ihrer Tiefe variierten und manchmal sogar komplett verschwanden. So geben die Spalten wertvolle Informationen über mögliche Trockenperioden preis.
Auch das umliegende Areal verrät einiges über die Verhältnisse auf dem Mars vor vielen Milliarden Jahren. So zeugen sich abwechselnde Schichten von Sandstein und versteinertem Schlamm von schneller fließendem Wasser, wie es beispielsweise in Küstenregionen vorkommt.
Während die NASA-Wissenschaftler weiter Curiositys Daten auswerten, setzt der Rover seine Reise am Mount Sharp fort. Dort fand er 2014 bereits Beweise dafür, dass die den Berg umgebenden Ebenen einst mit Wasser gefüllt waren. Nun besteht die Aufgabe des Roboters darin, Hinweise darauf zu finden, wie und weshalb sich die früher lebensfreundlichen Bedingungen so drastisch änderten und der Mars nun eine trockene und deutlich lebensfeindlichere Oberfläche aufweist.
Curiosity ist seit August 2012 auf dem Mars und ist Teil des Mars Science Laboratory. Ziel dieser Mission ist es den Mars hinsichtlich seiner Eignung als Biosphäre zu untersuchen.
