Mit dem Radio zu Alpha Centauri?
Bisher wurden nur 17 Stück registriert und eine zufriedenstellende Erklärung ihrer Ursache gibt es derzeit noch nicht: Schnelle Radio Blitze (Fast Radio Bursts, FRB). Innerhalb weniger Millisekunden setzen diese Phänomene so viel Energie frei wie die Sonne in 10.000 Jahren.
Nachdem 2007 der erste FRB in Archivdaten von 2001 entdeckt wurde, stellten Astronomen fest, dass diese energiereichen Blitze scheinbar nur ein einziges Mal auftreten und sich nicht regelmäßig wiederholen. Worin jedoch ihre Ursache liegt und wie diese Ausbrüche entstehen, ist bis heute nicht geklärt.
Nun wagten sich die theoretischen Physiker Avi Loeb und Manasvi Lingam an einen umstrittenen Lösungsansatz heran: Die Wissenschaftler der Harvard-Universität geben zu bedenken, dass durchaus auch eine künstliche Erzeugung der Signale durch eine außerirdische Zivilisation denkbar wäre.
Und diese Idee kommt nicht von Ungefähr: Seit Mai 2015 zeichneten verschiedene Radioteleskope FRBs auf, die offenbar aus einer einzigen Quelle zu kommen scheinen. Diese Beobachtung widerspricht den bisherigen Beobachtungen, die keine Wiederholungen feststellen konnten. So haben die registrierten, regelmäßigen Blitze ihren Ursprung in einer etwa drei Milliarden Lichtjahre entfernten Zwerggalaxie.
Diese FRBs mit Außerirdischen in Verbindung zu bringen, sei, so Loeb, eine durchaus logische Idee. Er argumentiert damit, dass man auch auf der Erde bereits darüber nachgedacht habe, derartige Impulse zu erzeugen – zum Antreiben von Raumfahrzeugen.
So gibt es bei der NASA und auch verschiedenen privaten Raumfahrtunternehmen derzeit Überlegungen, Sonden mit Lichtsegeln auszustatten und mittels FRBs anzutreiben. Auf diese Weise könnte beispielsweise unser Nachbarstern Alpha Centauri erkundet werden (vgl. „Kosmos klärt auf“ vom 10.02.2017)
Um auf diese Weise jedoch einen Flugkörper in der fernen Zwerggalaxie anzutreiben, sodass dieser Antrieb sogar auf der Erde messbar ist, wäre ein großer Aufwand für die Außerirdischen nötig. So fand das Forscherteam heraus, dass, bezöge der Sender seine Energie von einem Stern, eine Fläche benötigt würde, die doppelt so groß wie die Erdoberfläche sein müsste. Ebenso stellten die Physiker Überlegungen an, ob eine solche enorme Konstruktion der entstehenden Hitze standhalten könnte. Auch hier ergab sich, dass ein mit Wasser gekühlter Flugkörper etwa die zweifache Erdgröße haben müsste.
Doch warum sollte eine außerirdische Zivilisation überhaupt einen solchen Aufwand betreiben? Die einfache Antwort: Neugier.
Sollten die FRBs tatsächlich für intergalaktische Entdeckungstouren genutzt werden, wären die Konstruktionen wie beschrieben groß genug, um Passagiere zu befördern, so Lingam.
Um jedoch einen Antrieb durch Strahlung zu gewährleisten, müsste der Senderstrahl permanent auf das Segel gerichtet sein. Beobachter auf der Erde würden dann aber nur kurze und regelmäßige Blitze sehen, da sich Sender und Empfänger-Segel stetig relativ zu uns bewegen – so, wie es seit Mai 2015 der Fall ist.
Wie auch die bisherigen Erklärungsversuche, die die Ursache von FRBs in der Kollision von Neutronensternen oder Schwarzen Löchern sehen, ist auch eine künstliche Erzeugung der Blitze eine Hypothese, die bisher nicht be- oder widerlegt werden konnte. Dennoch zeigt diese Idee einmal mehr – frei nach Sherlock Holmes: „Wenn man das Unmögliche ausgeschlossen hat, muss das, was übrig bleibt, die Wahrheit sein, so unwahrscheinlich sie auch klingen mag.“
