Der grüne Mars
Rostrot, staubig und ohne deckendes Magnetfeld - so kennen wir unseren äußeren Nachbarn, den Mars. Mit etwa 6800 Kilometern Durchmesser ist er etwa halb so groß wie die Erde und somit der zweitkleinste Planet nach Merkur. Bei einer Rotationsdauer um seine eigene Achse von 24 Stunden und 37 Minuten (auch „Sol“ = Marstag genannt) besitzt der Mars nur eine sehr dünne Atmosphäre. Dadurch kann Wasser dort heute nicht mehr in flüssiger Form existieren und die Oberflächentemperatur schwankt zwischen +20 °C und -85 °C.
Und auch der natürliche Schutzschild - ein stabiles Magnetfeld - fehlt dem roten Planeten. Heutige Forschungen ergaben, dass er dieses etwa 500 Millionen Jahre nach seiner Entstehung verlor. Die Ursache dafür sehen Astronomen darin, dass der Zerfall radioaktiver Elemente nicht mehr genug Wärmeenergie produzieren konnte, um im flüssigen Marskern Konvektionsströmungen anzutreiben.
So konnten Messungen lediglich schwache lokale Magnetfelder ausmachen sowie externe Felder, die durch Wechselwirkung der Marsatmosphäre mit dem Sonnenwind entstehen.
Dennoch fasziniert der Mars nach wie vor und Pläne von Kolonien auf dem Mars häufen sich. Derzeitige Modelle bedürfen jedoch aufwändiger Technik, um dem Menschen einen längerfristigen Aufenthalt auf unserem Nachbarn zu ermöglichen. Ebenso kursieren radikale Terraforming-Konzepte, nach denen mittels Nuklearsprengköpfen oder Chemikalien die Bedingungen auf dem roten Planeten verändert werden sollen.
Ein mögliches - und deutlich natürlicheres - Zukunftsszenario das Marsmagnetfeld betreffend ist, dass der mit der Zeit abkühlende Marskern zur Auskristallisation von Eisen führt. Die dadurch freigesetzte Kristallisationswärme würde dann verursachen, dass Konvektionsströmungen wieder möglich sind. Diese könnten dann ausreichen, so die Forscher, um dem Planeten in mehreren Milliarden Jahren wieder ein globales Magnetfeld zu verschaffen. Doch darauf wollen einige ehrgeizige Visionäre scheinbar nicht warten.
Im Hinblick auf eine möglichst baldige Marskolonisation und der derzeit laufenden Suche nach Leben auf dem roten Planeten wurde auf dem Planetary Science Vision 2050 Workshop der NASA ein faszinierendes Konzept vorgestellt: Mit Hilfe eines vor dem Mars platzierten Körpers könnte ein riesiges künstliches Magnetfeld erzeugt werden. Dieses würde dann, wie auch bei der Erde (siehe http://www.kosmos.de/content/buecher/ratgeber/astronomie/kosmos-klaert-auf/kosmos-klaert-auf-der-unsichtbare-schutzschild/ ), auf der Tagseite gestaucht. Auf der Nachtseite würde das Magnetfeld jedoch in die Länge gestreckt, sodass der Mars in diesen Schweif gehüllt würde. Dadurch wäre unser Nachbar vor dem Sonnenwind geschützt, der nicht nur auf der Oberfläche zu Erosion führt, sondern auch die Atmosphäre abträgt.

Wäre dieser natürliche Schutzschild wieder hergestellt, so Astronomen um Jim Green, Direktor der Planetary Science Division der NASA, könnte die jetzt hauchdünne Marsatmosphäre wieder an Temperatur, Druck und Dichte zunehmen, was die Bedingungen für Leben auf dem Mars enorm begünstigen würde.
Und erste Simulationen sind erfolgversprechend! So würde mit Hilfe des künstlichen Schutzschildes der Atmosphärendruck innerhalb weniger Jahre auf die Hälfte des Erdatmosphärendrucks steigen. Diese deutlich dichtere Atmosphäre hätte zur Folge, dass sich die planetare Durchschnittstemperatur um 4 °C erhöht. Dadurch würde wiederum das Kohlendioxideis der nördlichen Polkappe schmelzen und in die Atmosphäre gelangen - ein natürlicher Treibhauseffekt würde einsetzen. Im Laufe der Zeit könnten dann Temperaturen auf unserem Nachbarplaneten herrschen, die flüssiges Wasser ermöglichen.
Optimistische Prognosen gehen bereits heute davon aus, dass so innerhalb eines Menschenlebens der Mars für eine erfolgreiche Kolonisation vorbereitet werden könnte. Sollte diese Vision tatsächlich Wirklichkeit werden, müssten wir uns schon bald vom Bild des „roten“ Planeten verabschieden - dann gäbe es vielmehr eine zweite blaue Perle im Sonnensystem, wie die simulierte Marsveränderung (siehe unten) deutlich macht.
