Können sie uns verstehen?
Es ist die große Frage der Menschheit: Sind wir allein im Universum?
Allein rein statistische Überlegungen machen deutlich, dass die Antwort auf diese Frage wohl "nein" lauten muss und so wurden in den letzten Jahrzehnten verschiedene Initiativen gestartet, die nach extraterrestrischem Leben suchen. Die wohl bekannteste – SETI, Search for Extraterrestrial Intelligence – betreibt seit den 1960er-Jahren verschiedene wissenschaftliche Projekte, um nach Signalen technisch hochentwickelter Zivilisationen zu suchen. Eine zweite Mission trägt den Namen Breakthrough Initiatives und wurde 2015 vom russischen Unternehmer Juri Borissowitsch Milner begründet. Die Initiative unterteilt sich in die Programme Breakthrough Listen, Breakthrough Message sowie Breakthrough Starshot.
Alle diese Programme befassen sich mit der Suche nach intelligentem Leben im All, doch was passiert, wenn sie tatsächlich erfolgreich sind? Angenommen, wir empfangen ein Signal von außerirdischem Leben oder anders herum – sie empfangen unsere Botschaften, die wir so fleißig ins All schicken: Könnten wir uns überhaupt verständigen?
Mit dieser Frage befasst sich am letzten Maiwochenende 2018 die International Space Development Conference (ISDC), deren Workshop "Language in the Cosmos" von der METI (Messaging Extraterrestrial Intelligence) organisiert wurde.
Daran nahmen sowohl Astrophysiker, Kosmologen, Astrobiologen als auch Linguisten und Sprachwissenschaftler teil und diskutierten die Frage nach einer universellen Grammatik.
Linguist Noam Chomsky und der Präsident der METI, Douglas Vakoch, stellten dazu die Hypothese vor, dass zumindest alle irdischen Sprachen eine tief vergrabene aber gemeinsame Struktur aufweisen. Sollten wir also beispielsweise tatsächlich einmal Kontakt zum „grünen Männchen“ haben, so Vakoch, würde dieses denken, wir Erdlinge sprächen alle verschiedene Dialekte derselben Sprache.
Doch wäre es umgekehrt genauso? Wäre gar eine Alien-Sprache in manchen Strukturen der unsrigen ähnlich?
Unsere Versuche der Kontaktaufnahme gehen heute hauptsächlich davon aus, dass sich Sprache aus vielen Sound-Einheiten zusammensetzt. So verschaffen sich Linguisten beim Entschlüsseln einer unbekannten Sprache zunächst einen Überblick über ihre verschiedenen Laute und Phrasen und versuchen, darin Muster zu erkennen. Und so geht auch Noam Chomsky davon aus, dass es in allen sprachfähigen Spezies eine universelle Veranlagung geben muss, die bestimmt Sprachstrukturen zwingend macht.
Während einige Präsentationen des Workshops positive Ausblicke in die Zukunft der Kommunikation mit extraterrestrischem Leben gaben, verwiesen einige auch auf das große Problem des Missverstehens. Ausschlaggebend dafür ist, dass alle Sprachen auf der Erde zu einem großen Teil auf die Emotionen und Instinkte aufbauen, die wir im Laufe unseres Lebens zu interpretieren lernen.
Den abschließenden Vortrag des Workshops hielt David Peterson, der im Zuge der Erfolgsserie "Game of Thrones" die Sprache der Dothraki entwickelte und somit eine komplett neue Sprache zur direkten Anwendung brachte.
Und so setzt sich die Suche nach einem außerirdischen Signal fort und Techniken zur Detektion werden immer weiter verfeinert und weiterentwickelt. Dabei schauen die Wissenschaftler auch in die Vergangenheit der Menschheitsgeschichte und versuchen, Rückschlüsse aus unserer eigenen Evolution zu ziehen.
Spannende Informationen zu der möglichen Vielfalt der Sprachen gibt es unter www.astronomy.com/bonus/lingo.
