Hera bei Didymos
Fast scherzhaft sinnieren Astro- und SciFi-Fans regelmäßig darüber, wie die Erde vor einem Asteroiden auf Kollisionskurs geschützt werden könnte. Dabei ist die Gefahr durchaus real!
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein Asteroid mit Kurs auf die Erde entdeckt wird, der groß genug für einen verheerenden Einschlag ist. Eine aktuelle Zählung geht von etwa 1100 Asteroiden mit Durchmessern über einem Kilometer in einer Umlaufbahn um die Erde aus.
Die Folgen wären fatal: Ein Einschlag in einem der Weltmeere würde einen Megatsunami auslösen, der mit einer Höhe von über 100 Metern komplette Künstenlinien und das Hinterland zerstören würde. Und sogar die Erdatmosphäre würde in Mitleidenschaft gezogen werden.
Panik ist nun aber natürlich fehl am Platz. Rein statistisch gesehen kommt es zu einem global gefährlichen Einschlag, auch Impact genannt, nur alle 500.000 bis zehn Millionen Jahre.
Dennoch schadet es nicht, auch über mögliche Abwehrmethoden nachzudenken und einen Notfallplan parat zu haben. So kursieren seit einigen Jahren verschiedene Szenarien, wie ein gefährlicher Asteroid abgewehrt werden könnte. Sie reichen von langsamer Abwehr durch Reflektoren (eine Raumsonde fokussiert mittels Sonnensegel Sonnenstrahlung auf einen Teil der Asteroidenoberfläche, wodurch seine Materie verdampft und einen Rückstoß bewirkt) über die impulsartige Ablenkung durch Impaktoren (eine mehrere Tonnen wiegende Sonde rammt den Asteroiden und lenkt ihn dadurch ab) bis hin zur Sprengung oder Ablenkung durch Nuklearwaffen.
Ein Expertenteam der ESA hat nun im Rahmen der Mission Hera über die Ablenkungsmethode durch Satelliten diskutiert. Hera soll die erste Mission zu einem binären Asteroiden sein und zur planetaren Asteroidenabwehr beitragen. Benannt nach der griechischen Göttin der Hochzeit soll sich Hera auf den Weg zum Asteroidenpaar Didymos machen. Der Hauptkörper dieses Paares misst 780 Meter im Durchmesser und wird von einem 160 Meter großen „Mond“ umkreist, der inoffiziell auch Didymoon genannt wird. Dieser kleinere Partner soll im Fokus der Mission liegen: Neben hochauflösender Laserabtastung und Analysen im visuellen und Radiobereich, soll sowohl die Oberfläche als auch das Innere von Didymoon erfasst werden.
Bevor Hera im Jahr 2026 beim Asteroidenpaar eintrifft, soll schon 2022 ein einzigartiger Versuch unternommen werden: Die NASA-Mission DART (Double Asteroid Redirection Test) soll gezielt mit Didymoon kollidieren, sodass sein Oribt um den Hauptkörper nachhaltig verändert wird. In den folgenden vier Jahren, bis Hera eintrifft, beobachten dann Observatorien auf der Erde das neue Verhalten des Paares. Hera selbst wird anschließend Oberflächenstrukturen kartografieren und vermessen, sowie die Masse von Didymoon mit einer Genauigkeit von 90% ermitteln. Den Krater, den DART verursacht, kann Hera zudem mittels gewagter Vorbeiflüge bis auf zehn Zentimeter genau vermessen.
Anhand dieser hochpräzisen Daten soll dann ein planetares Verteidigungssystem gegen Asteroiden ausgearbeitet bzw. präzisiert werden.
