Die ISS
Sie ist das Vorzeigeprojekt der internationalen Raumfahrt und vereinigt erfolgreich Wissenschaft, Technik, interkulturelle Kommunikation und das gemeinsame Streben nach Erkenntnis: die Internationale Raumstation – ISS (engl., International Space Station).
Nachdem bei der NASA bereits in den 1960er-Jahren erste Pläne aufkamen, eine bewohnte internationale Raumstation zu erbauen und mit der für 171 Tage bewohnten Station "Skylab" 1973 erstmals ein derartiges Vorhaben umgesetzt wurde, wurde das Konzept in den 1980ern wieder aufgenommen. So kündigte der damalige US-Präsident Ronald Reagan an, dass es Ziel sei, eine dauerhaft bewohnte Station im Erdorbit zu errichten, woraufhin sich Japan, Kanada sowie die ESA dem Projekt anschlossen. Nach Ende des Kalten Krieges schloss sich auch Russland dem Projekt an, welches schließlich 1993 unter Präsident Bill Clinton neu aufgelegt und von "Freedom" in "Alpha" umbenannt wurde. In den folgenden fünf Jahren wuchs die Zahl der Mitgliedsländer auf 13 an, mit insgesamt elf ESA-Staaten, Kanada und Japan. In einem Zusatzvertrag stieg sogar Brasilien 1997 in das Projekt ein, das daraufhin den Namen ISS – International Space Station erhielt. Bereits ein Jahr später, 1998, begann mit dem Start des Fracht- und Antriebmoduls der Bau der Station.
Bis heute hat die ISS eine Größe von etwa 110m x 100m x 30m und ein Gewicht von 455 Tonnen erreicht und ist somit das größte künstliche Objekt im Erdorbit. In einer Höhe von etwa 400 Kilometern und einer Bahnneigung von knapp 52 Grad umkreist sie die Erde alle 92 Minuten. So hat sie inzwischen insgesamt über 110.700 Mal die Erde umkreist, wobei sie eine Strecke von knapp 4800 Millionen Kilometern zurückgelegt hat.
Seit dem 2. November 2000 ist die Raumstation permanent besetzt und hat seit dieser Zeit mehrere sogenannte ISS-Expeditionen (Langzeitbesatzungen) durchlaufen. Während die ersten zwölf Expeditionen ausschließlich aus russischen und US-amerikanischen Astronauten bestanden, gehen seit der 13. Expedition auch Raumfahrer der ESA, JAXA (Japan) und CSA (Kanada) an Bord. So haben derzeit insgesamt 230 Personen die ISS besucht, wovon 108 einen Langzeitaufenthalt absolvierten. Und sogar sieben Weltraumtouristen kamen bereits an Bord. Sie kauften sich für rund 20 Millionen Dollar einen Flug mit der Sojus-Rakete, die sie für einen Aufenthalt von etwa einer Woche auf die Station brachten. Mit einem Aufenthalt von 215 Tagen, 8 Stunden, 22 Minuten und 48 Sekunden hält Michael López-Alegría den Rekord für die längste Mission.
Während das Projekt einer dauerhaft installierten Raumstation im Erdorbit an sich schon einzigartig ist, bietet die Station selbst auch diverse Bedingungen, die sie für die Wissenschaft und Forschung extrem interessant machen. Neben Vorteilen für die astronomische Forschung werden auch biologische, medizinische und physikalische Experimente an Bord durchgeführt. Nicht zuletzt dienen die Astronauten selbst dem Zweck, die Auswirkungen von Schwerelosigkeit auf den menschlichen Körper zu erforschen sowie das Sozialverhalten unter extremen Bedingungen zu untersuchen.
Weitere Experimente sind: Kristallzüchtung im Weltraum, Materialforschung in der Schwerelosigkeit, das Verhalten von Plasma, GeoFlow – Blick ins Innere der Erde, ThermoLab mit diversen Temperaturmessungen auf der ISS und WAICO – Wie orientieren sich Pflanzen ohne Schwerkraft (weiterführende Informationen gibt es unter https://m.esa.int/ger/ESA_in_your_country/Germany/Die_Raumstation_ISS_und_ihr_Nutzen_fuer_den_Menschen_br_-_Special_- ) .
Mit der Ankunft von Alexander Gerst, der am 6. Juni 2018 den Weg zur ISS angetreten ist, erhält die Station auch ein neues Kommando. Seine Mission, die den Titel "Horizons" (http://blogs.esa.int/alexander-gerst/files/2018/04/Horizons.pdf ) trägt, soll bis Dezember 2018 andauern und insgesamt 35 Experimente umfassen. Diese befassen sich u.a. mit Themen der Biologie, Materialwissenschaft, (Astro-)Physik und Medizin. Weiterhin stehen für Gerst, der für einige Experimente auch als Testobjekt fungieren wird, Technologiedemonstrationen und Bildungsprogramm für Kinder und Jugendliche an. Als öffentlichkeitswirksamer Partner der Medien brachte Gerst die Plüschfiguren der Maus, des Elefanten und des Mainzelmännchens Conni an Bord.
Wir sind gespannt, welche Erkenntnisse die neue Mission bringt und wünschen Alexander Gerst alles Gute auf der ISS!
Übrigens: Wer zu Alexander Gerst hinaufschauen will, kann sich die aktuelle Position der ISS anzeigen lassen. Und wer von der ISS aus einen Blick auf die Erde riskieren will, kann dies per Livestream von der ISS tun. Hier gilt allerdings: Ist die ISS auf der Nachtseite der Erde, bleibt das Bild schwarz und gelegentliche Unterbrechungen sind möglich.
